Planung & Sicherheit
Skitouren
Vor Dir liegt der verschneite Hang. Unverspurt. Einfach unvergesslich!
Vom Bregenzerwald über das Rätikon und den Arlberg bis zur Silvretta reicht das abwechslungsreiche Skitourengebiet Vorarlbergs. Ob gemütliche Vorgebirgstour oder hochalpine Gletschertour in der für ihre Skiqualitäten bekannten Silvretta, die Auswahl ist riesig.
Das vielseitige und überaus schneesichere Winterparadies zwischen Bodensee und Silvretta mit dem Piz Buin als höchsten Berg Vorarlbergs ist unter Tourengeher:innen längst kein Geheimtipp mehr, doch überlaufen sind die Gipfel keineswegs. Und bei der einen oder anderen Tour ist es gar nicht einmal so außergewöhnlich, dass man selbst bei besten Verhältnissen alleine unterwegs ist.
Ein weiterer Pluspunkt: Die Vorfreude auf den Winter wird in Vorarlberg nicht lange auf die Geduldsprobe gestellt, denn auf den Grasbergen im Bregenzerwald, über dem Laternser Tal und im Großen Walsertal beginnt die Skitourensaison bereits mit den ersten größeren Schneefällen im Frühwinter. Schnee gibt es in der Regel mehr als genug, immerhin schmückt sich Damüls mit dem Titel „schneereichstes Dorf der Welt“. Hochälpelekopf, Lug und Gerenfalben zählen in der Region zu den beliebtesten Zielen – ideal für Einsteiger und Genießer.
Sobald der Winter richtig startet, stehen beliebte Gipfel wie Toblermannskopf und Winterstaude sowie anspruchsvollere wie die Kanisfluh auf dem Programm. Richtung Frühling verlagert sich der Andrang auf die höheren und alpineren Ziele im Hinteren Bregenzerwald, im Montafon und am Arlberg. Auf dem Tourenzettel stehen dabei Klassiker wie Großer Drusenturm, Madrisa-Runde oder Kaltenberg. Und zum Saisonfinale locken die Dreitausender der Silvretta mit frühlingshaftem Firn und nordseitig oft noch bestem Powder. Wer frühzeitig im Dezember mit dem ersten Schnee startet, der kann in diesem weißen Winterwunderland bis Mai ein halbes Jahr lang Skitouren sammeln und dabei die ganze Vielfalt des Vorarlberger Skitourenangebots entdecken.
Folgendes muss man bei Skitouren immer beachten:
- Sicherheit am Berg: Auf der Piste und im freien Gelände
- sorgfältige Planung der Tour zu Hause
- Wetter-, Schnee- und Lawinenlagebericht beachten
- die richtige Lawinenausrüstung (LVS-Gerät, Sonde, Lawinenschaufel, Erste-Hilfe-Set) und ein Handy sind unbedingt mitzuführen
- RespekTiere deine Grenzen: Schutzzonen beachten
- Better ride with a guide: geführte Skitouren– und Freeride-Angebote
- Safety Camps: Angebote zu mehr Sicherheit abseits der Piste
Leitfaden zum Verhalten im freien Skiraum
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Leitfaden von Land und Gemeinden, Initiative „Sicheres Vorarlberg“ sowie die Vorarlberger Alpinorganisationen mit der Bergrettung Vorarlberg, der Alpinpolizei, dem Alpenverein Vorarlberg, dem Bergführerverband Vorarlberg und Naturfreunde Vorarlberg:
1. Aus- und Fortbildung
Neben der richtigen Ausrüstung gehört auch das Wissen rund um Lawinen, Tourenplanung und den Umgang mit der Notfallausrüstung zur Grundausstattung eines jeden Wintersportlers abseits der Pisten. Dazu bieten Organisationen wie der Alpenverein, die Naturfreunde oder Sicheres Vorarlberg sowie Bergführer und Alpinschulen ein breites Angebot für Einsteiger genauso wie für erfahrene Tourengeher.
In einem Jahr, in dem viele Veranstaltungen aber auch abgesagt werden, sind alternative Formen des Wissenstransfers besonders wichtig. Daher bieten inzwischen alle Organisationen ein großes Angebot an Online-Lehrmaterial, z.B. „Sicheres Skitouren“ vom Österreichischen Alpenverein, an. Speziell mit Hilfe von Videos und gedruckten Materialien kann so im Selbststudium von zu Hause aus bereits vieles erlernt werden.
2. Geführte Touren
Für Tourengeher und Schneeschuhwanderer mit wenig Erfahrung im freien Skiraum empfiehlt es sich, einen Experten zur Seite zu holen. Hier gibt es verschiedene Optionen. Berg- und Skiführer sind hochqualifiziert und können bei Touren ganz individuell auf den Kunden eingehen, um ein sicheres Erlebnis am Berg zu garantieren. Aber auch geführte Touren alpiner Vereine oder eine Tour in Begleitung von erfahrenen Bekannten sind gute Möglichkeiten, sich langsam in den freien Skiraum vorzutasten. Schneeschuhwanderer können sich auch an einen ausgebildeten Wanderführer wenden.
3. Informieren und Tourenplanung
Vor jeder Tour im Gelände gilt es eine Tourenplanung zu machen. Grundlage dafür ist der Lawinenlagebericht. Der Lawinenwarndienst der Landeswarnzentrale informiert regelmäßig über die Schnee- und Lawinensituation im Lande und liefert täglich eine aktuelle Übersicht zur Lawinengefahr.
Dazu werden an zahlreichen automatischen Messstationen in den Gebirgsregionen des Landes schnee- und wetterspezifische Daten (zum Beispiel Temperatur, Schneehöhen, Windgeschwindigkeit oder Windrichtung) gemessen. Acht Beobachter liefern zudem wertvolle Messwerte aus den Regionen. Darüber hinaus fließen umfangreiche Wetterdaten und Prognosen, Rückmeldungen aus den Tourengebieten und Erkenntnisse von eigenen Erhebungen und Beobachtungen im Gelände ein. Auf Basis dieser Informationen wird der Lawinenlagebericht aktuell erstellt und veröffentlicht.
Neben der Lawinengefahrenstufe und den besonders gefährdeten Höhen- und Geländebereichen wird speziell auch das vorherrschende Lawinenproblem aufgezeigt. Alle aktuellen Informationen zur Lawinensituation im Land können über die Internetseite www.vorarlberg.at/lawine sowie über SMS, Newsletter oder die App Snowsafe kostenlos bezogen werden. Der tägliche Lawinenlagebericht (deutsch und englisch) wird im Regelfall bis 7.30 Uhr veröffentlicht.
4. Regelungen vor Ort
Viele der Skitoureneinsteiger bewegen sich im Bereich von gesicherten Pisten. Der Alpenverein appelliert deshalb an die Skigebiete, Pistenskitouren zu ermöglichen. Die Tourengeher sind für die Skigebiete auch potenzielle Kunden. Wichtig ist, dass die Pistengeher am Rand der Piste aufsteigen und damit sich und abfahrende Skifahrer nicht in Gefahr bringen. Allfällige Sperren sind einzuhalten (z.B. wegen Pistenpräparierung).
5. Handeln im Notfall
Bei einer Lawinenverschüttung zählt jede Sekunde. Ist die Gruppe größer, übernimmt ein Gruppenmitglied das Kommando und teilt die einzelnen Tourensportler ihren Aufgaben zu. Der Notruf kann sofort abgesetzt werden. Allein am Lawinenkegel entscheidet die Situation, ob sofort ein Notruf abgesetzt oder unverzüglich mit der Suche und Freilegung des Kopfes begonnen wird.
Wichtig:
• Eine Information an die Notrufleitstelle RFL unter der Nummer 144 ist immer abzugeben, auch dann, wenn keine Verschüttung oder Verletzung vorliegt immer. Unbeteiligte Dritte könnten den Abgang beobachtet haben und lösen eine Alarmierung wie oben beschrieben aus.
• Bei den bekannten W-Fragen sind vor allem das „Wo?“, „Was ist passiert?“, „Wie viele Personen sind betroffen/evtl. verschüttet?“ wichtig.
Auch bei rascher Alarmierung und kurzen Flugzeiten ist es für die Bergrettung nahezu unmöglich, binnen 15 Minuten am Einsatzort zu sein, die Person gefunden und den Kopf freigelegt zu haben! Daher ist es unbedingte Notwendigkeit, immer eine vollständige Notfallausrüstung (LVS, Sonde, Schaufel, Erste Hilfe, Biwaksack, Mobiltelefon) mitzuführen und den Umgang mit der Notfallausrüstung regelmäßig zu üben.
Vor allem ein dem Winter (sprich Unterkühlung) angepasstes Erste-Hilfe-Paket ist wichtig, weil neben dem Worst-Case-Szenario „Lawinenverschüttung“ auch viele andere Unfallszenarien bestehen. Bis die Bergrettung eintrifft, ist der Wärmeerhalt mit Rettungsdecke und Biwaksack auch bei herkömmlichen Skiverletzungen eine wichtige Sofortmaßnahme.
Geht in der Notrufleitstelle ein Notruf zu einem Lawinenabgang ein, setzt sich in kürzester Zeit eine gewaltige Maschinerie in Gang. Zeitgleich werden ein Notarzthubschrauber, der Polizeihubschrauber, die Such- und Lawinenhundestaffel und die betreffenden Ortsstellen alarmiert. Solche Einsätze sind durch die Vielzahl an Beteiligten und besonders unter den aktuellen COVID-19-Schutzerfordernissen äußerst komplex.
Sind die Rettungsmaßnahmen abgeschlossen, ist es Aufgabe der Alpinpolizei, die Unfallumstände zu erheben und zu dokumentieren. Diese Daten dienen der Staatsanwaltschaft und den Gerichten zur Beurteilung, ob eventuell fremdes Verschulden vorliegt oder nicht.
Zusätzlich werden allgemeine Umstände am Unglücksort erhoben und die schnee- und meteorologischen Verhältnisse erfasst. Diese Informationen sind Grundlage für die Erforschung der verschiedenen Unfallursachen und die damit verbundene Entwicklung und Ausarbeitung von Präventionskonzepten.