Wandern beim Lecknersee (c) Alex Kaiser I Bregenzerwald Tourismus

VORschau #49

Nachhaltigkeit in der touristischen Praxis

Datum: 31.07.2025

Der zweite Band „Nachhaltigkeit in Österreich“ der Österreich Werbung beschreibt 48 touristische Vorzeigeprojekte. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf gelebter Fehlerkultur und dem Teilen von Lernerfahrungen. Vorarlberg ist mit acht Projekten erfreulich stark präsent. Drei davon stellen wir näher vor.


Fakten, Fakten, Fakten bei Urlaub am Bauernhof
Das Projekt „Grüne Spuren“ von „Urlaub am Bauernhof Vorarlberg“ macht Nachhaltigkeit messbar und transparent. Gemeinsam mit dem Energieinstitut Vorarlberg wurde ein digitales Tool (ekart.at) adaptiert, mit dem die 126 Mitgliedsbetriebe kostenlos ihren Energieverbrauch und CO2-Fußabdruck erfassen können. Die Erstbefüllung ist zwar arbeitsintensiv, doch lohnend. „Einige Betriebe hatten anfangs Sorge vor schlechten Ergebnissen“, räumt Geschäftsführerin Ester Baldauf-Brunner ein. Die konnten mit Verweis auf das Potenzial weitgehend zerstreut werden: Die „Energiebuchhaltung“ ermöglicht nämlich den Vergleich mit anderen Betrieben und wechselseitiges Lernen. „Mit dem Projekt unterstützen wir die Betriebe dabei, wichtige Stellschrauben zu erkennen, um sich ökologisch und ökonomisch weiterzuentwickeln. Zudem liefert es alle nötigen Informationen für eine transparente Kommunikation gegenüber dem Gast“, betont Baldauf-Brunner.


Digital macht mobil in der Alpenregion Bludenz
Seit 2019 können Übernachtungsgäste der Alpenregion Bludenz das öffentliche Verkehrsnetz in ganz Vorarlberg nutzen. Die digitale Gästekarte ist zugleich Fahrschein und gilt ab dem ersten Aufenthaltstag. Finanziert wird die umweltschonende Gästemobilität über die Ortstaxe. Das Modell kommt gut an: Über 50 Prozent der Gäste nutzen laut einer Befragung die „Öffis“ und reduzieren so den Individualverkehr und Emissionen. „Anfangs war vielen nicht klar, dass die digitale Gästekarte als Fahrschein in ganz Vorarlberg gilt. Wir haben deshalb die Kommunikation in alle Richtungen verstärkt, sowohl an die Betriebe, die ihre Gäste informieren, als auch direkt über unsere Kanäle“, stellt Projektleiterin Anna Engstler fest. Auch die Abstimmung mit Betrieben, Gemeinden, Land und Verkehrsverbund erwies sich als aufwändig, wurde aber – mit gutem Willen auf allen Seiten – gemeistert. 2025 hat auch die Destination Bodensee-Vorarlberg das Projekt in 14 Gemeinden umgesetzt. Weitere Regionen sollen folgen.

„Friends and Fools“ tummeln sich in der Roten Wand
„Wir sind verrückt auf alles, was mit Essen, Trinken und gehobener Gastfreundschaft zu tun hat“, outet sich Rote Wand-Chef Joschi Walch als „Fool“. Und so wurde im Pandemiejahr 2020 mit „Friends and Fools“ die Richtung eingeschlagen: Ein Schritt zurück zu den landwirtschaftlichen Wurzeln und regionaler Wertschöpfung, ein Schritt nach vorne in die kulinarische Zukunft. „Das Konzept ist schwer zu transportieren, wenn man es nicht selbst miterlebt hat. So waren Stammgäste und die Lecher und Lecherinnen anfangs skeptisch, konnten aber durch die Auseinandersetzung mit unseren Events überzeugt werden“, freut sich Walch. Heute tauschen sich Kulinarik-Expert:innen aus ganz Europa drei-, viermal die Woche mit Kulinarik-Verrückten bei verschiedenen Formaten aus: Von der Masterclass Fermentation über den Buschenschank in Residence bis zum Pop-up-Dinner. So kommt die Rote Wand ihrer mutigen Kulinarik-Vision immer näher.

Mit dem Landbus unterwegs, entlang der Dörfer und Landschaften im Bregenzerwald
Köche bei der Arbeit, Chef's Table im Hotel Rote Wand am Arlberg

Und da wären noch …


Green Mountains.
Die Initiative des Skigebiets Silvretta Montafon durchdringt alle Bereiche – von Energie über Mobilität und Regionalität bis zur Personalführung – und bezieht Mitarbeitende aktiv mit ein. Erste Erfolge: Das „Green Ticket“, sinkende Emissionen sowie interne Benefits wie das Jobrad stärken das Bewusstsein und treiben den Wandel voran.

Konzertbus. Weil viele Gäste der Schubertiade in Schwarzenberg in umliegenden Gemeinden nächtigen, wurde ein gemeinschaftlich finanziertes Busnetz mit drei Linien eingerichtet. So kommen die Besucher:innen komfortabel und pünktlich direkt vom Hotel zum Konzert und wieder retour.

Bergsport. „Naturverträglicher Bergsport im Montafon“ setzt auf Bewusstseinsbildung sowie Besucher:innenlenkung und schafft Dialogformate, um Interessenskonflikte zu lösen. Alle sind einbezogen – vom touristischen Anbieter über Gäste und Einheimische bis zur Forstwirtschaft und Skischulen.

Betriebsführung. Die Wissens- und Austausch-Plattform PIZ VHOTEL bietet Tourismus-Betrieben im Montafon die Möglichkeit, sich ganzheitlich nachhaltig aufzustellen. Das gelingt mit einer innovativen Community, die Wissen vermittelt, interaktive Diskussionen ermöglicht und praktische Ressourcen bereitstellt.

Baukultur. Mit dem „Tempel 74“ in Mellau setzt Eigentümer, Architekt und Bauleiter Jürgen Haller auf ein innovatives Aufenthaltskonzept, das sich architektonisch sanft in die Landschaft einbettet: Zwei Häuser, traditionell und modern, verbinden die Bregenzerwälder Baukultur mit zeitgenössischem Design, ökologische Bauweise mit nachhaltiger Bewirtschaftung.

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