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Innenbad mit Lichtstimmung (c) Therme Vals

Die Schönheit der Präsenz

Vom Werkraumhaus bis zur Therme in Vals fügen sich die Bauten von Peter Zumthor wie selbstverständlich in die Natur

Schweizer Star-Architekt

Peter Zumthor

Mit seinen Bauwerken versucht Peter Zumthor, der Natur nahezukommen – damit Umgebung entstehen kann

Konstruktion, Funktion und Schönheit fallen zusammen. So sehr, dass sich das Einzelne nicht mehr herauslösen lässt … So hat Architekt Peter Zumthor es einmal beschrieben. Und in der Tat: Vom Werkraumhaus bis zur Therme in Vals fügen sich seine Bauten wie selbstverständlich in die Natur.

„Manchmal, wenn ein Objekt dieser Art sich in der Natur behauptet, sehe ich Schönheit. Dieses Bauwerk, Stadt, Haus oder Straße, erscheint bewusst gesetzt. Es erzeugt einen Ort. Dort, wo es steht, gibt es ein Hinten und Vorne, gibt es ein Links und ein Rechts, gibt es Nähe und Entfernung, ein Drinnen und Draußen, gibt es Formen der Fokussierung, der Verdichtung oder der Bearbeitung der Landschaft. Es entsteht Umgebung.“

Die Schönheit eines von Menschenhand geschaffenen Objektes habe ich, solange ich mich erinnern kann, immer als eine besondere Präsenz der Form erfahren, als ein selbstverständliches und selbstbewusstes Dasein, das dem Objekt eigen ist

Peter Zumthor in seinem Buch „Architektur Denken“
Peter Zumthor (c) Gerry Ebner
Kunsthaus Bregenz (c) Peter Rigaud

Lichte Fassade – das Kunsthaus in Bregenz

Diese besondere Fähigkeit, der Natur mit seinen Bauwerken nahezukommen, einen neuen Raum zu erschaffen, ohne laut einzugreifen in die bestehende Struktur, macht die Arbeit des Schweizer Architekten so unverwechselbar. Die Natur erhält immer wieder die Hauptrolle, doch keine Besetzung ähnelt der anderen. Beim Kunsthaus Bregenz ist das Licht die Hauptakteurin. Der halbtransparente Baukörper wird vom Licht zu jeder Tageszeit auf eine andere, immer wieder neue Weise bespielt. Als Zumthor das Gebäude vor 15 Jahren entwarf, lernte er übrigens auch die Vorarlberger Handwerkskunst kennen. Mit vielen Handwerkern arbeitet er bei seinen Projekten seitdem zusammen. So ist es auch kein Zufall, dass der Architekt mit dem Werkraumhaus einen besonderen Ort für die Bregenzerwälder Handwerkszunft geschaffen hat. Hier ist es die rundherumlaufende Transparenz, die es der Landschaft ermöglicht, durch das Gebäude zu strömen.

Peter Zumthors Therme in Vals in der Schweiz wirkt in ihrer absoluten Reduziertheit aus Stein, als wäre sie aus dem Bergmassiv geschlagen. Beim Sommerpavillon, den der Architekt 2011 für die Londoner Serpentine Gallery baute, musste sich der Besucher die Facetten der Natur erst „erarbeiten“: Man wurde auf einem Wanderpfad durch höhlenartige Gänge bis in ein paradiesisches Atrium geführt.

Das Respektieren des „Drumherum“ hat Zumthor zu einer solchen Meisterschaft verfeinert, dass man beim Anblick seiner Gebäude das Gefühl hat, sie seien schon immer da gewesen. „Mit jedem Bauwerk wird in eine bestimmte historische Situation eingegriffen“, schreibt Peter Zumthor.

Für die Qualität dieses Eingriffes ist es entscheidend, ob es gelingt, das Neue mit Eigenschaften auszustatten, die in ein sinnstiftendes Spannungsverhältnis mit dem schon Dagewesenen treten.

„Denn damit das Neue seinen Platz finden kann, muss es uns erst dazu anregen, das Bestehende neu zu sehen. Man wirft einen Stein ins Wasser. Sand wirbelt auf und setzt sich wieder. Die Aufruhr war notwendig. Der Stein hat seinen Platz gefunden. Aber der Teich ist nicht mehr derselbe wie vorher.“