Exkursion Treffpunkt.Tourismus, Käsladen Vögel © mathis.studio / Vorarlberg Tourismus

VORschau #48

Tourismus im Wandel

Datum: 27.06.2025

Der Höhepunkt des „Treffpunkt.Tourismus“ am 17. Juni war auch in diesem Jahr die Verleihung des Vorarlberger Tourismuspreises. Im kleineren Rahmen, aber ebenso eindrucksvoll war der Programmpunkt im Vorfeld: Vorarlberg Tourismus lud zu sieben Exkursionen im Umkreis des Angelika Kauffmann Saals in Schwarzenberg ein. Alle besuchten Orte und Akteur:innen stehen für eine wegweisende Weiterentwicklung des Tourismus – und für „Orte und Räume des guten Lebens“ im Sinne der Vorarlberger Tourismusstrategie 2030. Die „Standpunkte“ aus den Themenfeldern Kulinarik, Natur und Kultur im Überblick.

Jonathan Burgers internationale Erfahrungen, die Wertschätzung regionaler Qualität und Leidenschaft kommen im Fermentationskeller des Hotels Hirschen in Schwarzenberg zusammen. Was der junge Chefkoch als Versuch während der Pandemie startete, ist heute Teil des nachhaltigen Kulinarikkonzepts, das im Jänner 2025 mit dem Grünen Stern des Guide MICHELIN ausgezeichnet wurde: Im „Schinken-Spa“ trocknen Fleischdelikatessen und im Lagerraum stapelt sich fermentiertes Gemüse. Für die Shoyus, Misos und Garums verbindet Burger Produkte lokaler Landwirtschaftsbetriebe mit Handwerkstechniken aus aller Welt. Seine Fähigkeiten gibt er an sein Team weiter – und an interessierte Gäste. Bei Verkostungen erleben sie nicht nur, wie Lebensmittel für ein ganzjähriges Angebot haltbar und Abfälle vermieden werden, sondern auch wie in diesem Haus „Gastgeben auf Vorarlberger Art“ verstanden wird.

Darüber sprach auch Peter Fetz, Inhaber in zehnter Generation, mit einer Exkursionsgruppe. Er nennt es das „Loslassen des alten Hirschen“ – hin zu einem Gastgeben, bei dem „alles möglich“ ist. Die Transformation des seit 1755 existierenden Hauses passiert von innen, gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen. So entsteht ein urbaner Ort im ländlichen Raum, der auch neue Gäste anzieht. Fetz möchte „100 Prozent Lebensfreude transportieren“. Das gelingt: Durch eine täglich wechselnde Speisekarte, neue Infrastruktur wie das Badehaus, Veranstaltungen u. v. m. kommen Gäste öfters und bleiben länger.

Landwirtschaft, Kulinarik und gute Gastgeberschaft im Einklang

Im Käsladen Vögel kommen Landwirtschaft und Tourismus zusammen. Seit 2023 führen ihn Katharina und Jürgen Bertsch, Veränderungen gehen sie behutsam an: Es gibt Produkte aus eigener biologischer Landwirtschaft und von lokalen Betrieben. Sie sind Nahversorger – ein „Tante-Emma-Laden“, der alles von Käse über Fleisch, Getränke, Obst, Gemüse bis zu Chutneys hat. Und sie sind Gastgeber: Die Hälfte der Kund:innen sind Gäste, die neben den regionalen Spezialitäten auch Wissenswertes und persönliche Geschichten aus den Gesprächen mit dem Inhaberpaar mitnehmen.

Im Café Angelikahöhe in Schwarzenberg stand ein Generationswechsel an: Vor 16 Jahren wagte Friseurin Gabi Innfeld in der ehemaligen Trachtenschneiderei einen Neuanfang – ohne gastronomische Erfahrung, aber mit Mut und Herzlichkeit. Wo früher Kund:innen während des Wartens Kaffee angeboten bekamen, ist heute ein Treffpunkt für Jung und Alt. Nun führt Nichte Hanna Zündel das Café – Gabi unterstützt, Hanna entwickelt weiter. Ein Beispiel, wie durch gegenseitige Wertschätzung und eine gute Vertrauensbasis ein Ort entsteht, der in der Tradition verwurzelt und offen für die Zukunft ist.

Exkursion Treffpunkt.Tourismus, Café Angelikahöhe © mathis.studio / Vorarlberg Tourismus
Exkursion Treffpunkt.Tourismus, Hirschen Schwarzenberg, Peter Fetz © mathis.studio / Vorarlberg Tourismus
Naturvermittlung spielt im Tourismus eine wichtige Rolle

Mit Kräuterpädagogin Katharina Moosbrugger lernten die Exkursionsteilnehmer:innen den sensiblen Naturraum des Fohramoos am Bödele kennen – etwa beim Barfußgehen auf vorgegebenen Wegen (!) oder beim Riechen und Schmecken verschiedener Moorkräuter. Sie hörten vieles über seltene sowie geschützte Pflanzen und, dass im Moorsee ohne Sonnencreme gebadet werden darf. Und sie verstanden, welche Rolle Naturvermittlung für touristische und Freizeitangebote spielt, um Lebensräume wie das Moor zu schützen.

Kultur als Teil des Urlaubs- und Freizeitangebots

Architekt Julius Häusler empfing eine Gruppe in seinem Zwei-Generationenhaus in schönster Lage in Schwarzenberg. Zu seinem großzügigen Büro führt eine „Gasttreppe“ hinauf – ein Zitat aus der Gasthausarchitektur: Julius Häusler öffnet sein Büro für verschiedenste Anlässe, unter anderem für Konzerte, Lesungen und Seminare. So wird Baukultur in Vorarlberg zum persönlichen Erlebnis für Gäste und Einheimische.

Im Angelika Kauffmann Museum blickten die Teilnehmer:innen hinter die Kulissen der Sommerausstellung „Im Gewand“. Das ursprüngliche Heimatmuseum entwickelte sich zu einem Kunstmuseum mit zentralem Schwerpunkt: Von der 1741 geborenen, international angesehenen Künstlerin und Unternehmerin spannt sich der Bogen in die Gegenwart. Kauffmanns biografischer Bezug zu Schwarzenberg ist Basis für die Vermittlung von Geschichte, Tradition und Kultur der Region. Authentisches Storytelling über Altes und Neues für Gäste von heute.

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