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Gauertaler AlpKulTour, Mythenbaum, Themenwandern, Montafon (c) Illwerke Tourismus, golm.at

Und immer ruft der Berg

Charakterkopf

Roland Haas

Roland Haas ist freischaffender Künstler, Lehrer und Mitbegründer des renommierten Kunstforums Montafon. Und, keineswegs at least: diplomierter Skilehrer

Sein Lächeln hinter der randlosen Brille ist herzlich, er selbst umgeben von einer Aura der Wärme, erdiger Weltoffenheit und einer intensiven Dringlichkeit. Im Kunstforum Montafon, das Roland Haas 1996 mitbegründet hat und seitdem als künstlerischer Leiter betreut, wartet er an einem Sommernachmittag auf Kundschaft für die aktuelle Fotoausstellung. Vergeblich. „Viel zu warm für Kunst“, sagt er, „da kommt kein Mensch vorbei.“

Roland Haas - Initiator SilvrettAtelier © Darko Todorovic/Vorarlberg Tourismus

Roland Haas - Mitbegründer des Kunstforums Montafon

Für Regen möchte er trotzdem nicht beten. Dafür ist der Montafoner zu gerne selbst unterwegs am Berg. Die Wälder und Felsen, Gletscher vor allem, das scheint für Roland Haas so etwas wie sein natürlicher Lebensraum, seine Inspiration und der Ort, an dem er sich am lebendigsten fühlt. Nur folgerichtig, dass der diplomierte Ski­lehrer („Da bin ich richtig stolz darauf“) hin und wieder ungewöhnliche Malkurse anbietet: „Wir wandern oder fahren Ski und malen unterwegs – manchmal sogar mit kleiner Feldstaffelei.“ Haas ist überzeugt davon, dass durch die körperliche Anstrengung so ein Berg nicht nur akademisch durchdrungen wird, sondern auch intuitiv erfahren. „Die Ergebnisse sind anders, unmittelbarer vielleicht, weniger verkopft.“

Der Geweihbaum, Gauertaler AlpkulTour im Montafon © Andreas Haller / Montafon Tourismus GmbH, Schruns

Der Geweihbaum, Gauertaler AlpkulTour im Montafon

Neugierig bleiben, unterwegs sein,
das ist Roland Haas wichtig

Er sagt das mit einem Lächeln, das Raum für Zweifel lässt: Meint er das ernst? Doch, durchaus. Aber er versteht, wenn’s jemand nicht gleich versteht. Wenn einer nicht so weit und so einsam gewandert ist wie er auf den Azoren, in Norwegen, Spitzbergen, Grönland, Kanada, Nepal, Neuseeland, Peru, Patagonien oder Feuerland. Überall dort hat er seine Eindrücke in Kunst übersetzt, malte „Gletscher in einer Textur wie kuhfellige Flecken, schrundig, von Tropfenbahnen und Pinselstruktur durchzogen, die Gletscherzunge, das Schmelzen und Zerfallen deutlich wahrnehmbar, vor allem noch das Fließen, die Elastizität von Eis …“ Das schrieb Kunstkritiker Karlheinz Pichler einmal über die Arbeiten von Haas. Was zugegeben ein wenig sperrig klingt und so gar nicht zu dem freundlichen, sportlichen Mittfünziger zu passen scheint, der im Kunstforum Montafon von seinen Anfängen als Künstler erzählt.

„Mein älterer Bruder Georg Friedrich hat Musik studiert und ist jetzt einer der bekanntesten Komponisten Österreichs – als ich damals Kunst studieren wollte, war mein Vater nicht begeistert.“ Wenigstens einer der Söhne sollte etwas Solides lernen, also studierte Haas zwar in Wien Malerei, legte aber auch die Lehramtprüfung in Bildnerischer Erziehung ab. Und erwarb das Diplom als Staatlicher Skilehrer.

Roland Haas ist umtriebig, er leitet Sommerakademien oder geht als Gastdozent an eine amerikanische Universität. Zudem fungiert er als Leiter des SilvrettAteliers, ein Kulturprojekt, das Künstler verschiedenster Couleur zusammenführt. Der Mann bleibt neugierig und irgendwie immer unterwegs, auch als Vater von drei Kindern, als Großvater bereits und neuerdings als angestellte Lehrkraft an einer Schule. „Momentan genieße ich die Arbeit mit den jungen Menschen“, sagt Haas, „aber ich werde sicher nicht damit aufhören zu reisen und zu wandern.“ Die Kunst und der Berg, sie rufen mal lauter und mal leiser. Bei Roland Haas aber sicher ein Leben lang.