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Zimmermann Herbert Brunner (c) Peter Rigaud

Was für ein Material

Holzhandwerk hat in Vorarlberg Tradition

Holzbaukunst in Vorarlberg

Die Tischler und Zimmerleute der Region gelten als überaus geschickt und erfindungsreich im Umgang mit dem schönsten Baustoff Holz für alte und neue Häuser.

TEXT: JULIA GROSSE


Für die Handwerker geht es bei jedem Projekt immer auch um die spannende Frage, wie weit man in der Holzbaukunst gehen kann. Holz ist eine der reichen, ständig nachwachsenden Ressourcen in Vorarlberg. Ein wertvolles Material, das auf ganz unterschiedliche Art und Weise genutzt wird und das die Region für ihren originären und kreativen Umgang mit ihm in Design und Architektur bekannt gemacht hat. Aus Holz kann ein mehrstöckiges Haus sein – oder ein fein gearbeitetes Möbelstück. Dass Handwerker dabei stets auf Augenhöhe mit Architekten und Designern zusammenarbeiten, ist für Betriebe wie die Tischlerei Mohr in Andelsbuch oder die Firma Lot Holzbau in Feldkirch selbstverständliche Praxis. Hier geht es bei jedem Auftrag um die spannende Frage, was man aus Holz alles machen kann. Sei es bei einer aufwendigen Deckenstruktur oder bei einer minimalistischen Bergkapelle.

„Die erste Generation innovativer Architekten hat uns damals gefordert und angetrieben“, sagt Herbert Brunner, Geschäftsführer bei Lot Holzbau. „Diese Avantgarde hatte stets einen wichtigen Einfluss auf mich.“ Damals waren es junge Zimmereien wie die Firma Lot, die neugierig genug waren, die oftmals radikalen Ideen der Architekten, wie die „Holzbox“, ein komplett minimalistisches, funktionales Wohnhaus, handwerklich umzusetzen. Heute ist die enge und kreative Zusammenarbeit zwischen Architekten und Handwerkern in Vorarlberg längst zu einem wichtigen Qualitätsmerkmal geworden. Vom Keller ganz aus Holz bis zur hölzernen Badewanne – nichts ist unmöglich.

Was zählt, ist die Umsetzung unserer hohen Ansprüche. Und die stecken oft im Detail.

Anton Mohr, Chef der Tischlerei Mohr in Andelsbuch
Anton Mohr Werkstatt Andelsbuch (c) Peter Rigaud
Holzverbindung Schublade (c) Peter Rigaud

Die langlebige Qualität liegt nicht zuletzt in den Verbindungen, die die Schublade, den Schrank oder den Stuhl zusammenhalten

Dass Offenheit und Neugierde wichtig sind, auch wenn man als Zimmermann dabei formal und technisch immer wieder an neue Grenzen stößt – das gibt Brunner heute an seine jungen Mitarbeiter weiter. In seinem Team arbeiten Werkplaner, Poliere, Facharbeiter und Lehrlinge, die mit den Architekten über den Entwürfen sitzen, auf den Baustellen sind, dort die Häuser aufrichten oder in der Halle an den Holzelementen für spätere Gebäude arbeiten.

Auch Anton Mohr fördert den Nachwuchs in seiner Werkstatt. Regelmäßig bekommt er Anfragen aus den anderen Bundesländern, aber auch von Jugendlichen aus Deutschland, die das Tischlerhandwerk bei ihm erlernen wollen. „Das Schöne beim Tischlern ist, dass man das fertige Produkt schon nach ein paar Tagen vor sich sieht.“ Dabei spielt Zeit immer eine besondere Rolle. Am Bau einer Kommode kann ein Handwerker 20 Stunden sitzen, aber gerne auch 200, je nachdem, was für Details gewünscht werden.

Den Anspruch an ein Nachtschränkchen kann man auf die Dimensionen eines Hauses übertragen

Muss es in großen Unternehmen mit Massenware immer schnell gehen, setzt man in Betrieben wie der Tischlerei Mohr Schnelligkeit und sorgfältige Langsamkeit genau an jenen Stellen ein, wo sie auch Sinn machen. So sind Details wie saubere Verbindungen und perfekte Abschlüsse bei Betten oder Stühlen wichtig, denn eine perfekt gemachte Schublade fängt nicht nach einem Jahr, sondern vielleicht erst nach hundert Jahren an, ein wenig zu klemmen „Aus dem lebendigen Dialog mit den Hölzern und Techniken wachsen in Verbindung mit bewährtem Wissen neue Ideen und Möglichkeiten“, sagt Mohr. „Das verstehen wir unter angewandter Gestaltung.“ Hightech trifft Handarbeit.

Im Hotel Bergkristall in Oberlech übernahmen Herbert Brunner und sein Team den Bau eines Wellnessbereichs, ein warmes Interieur aus fein verarbeiteter Weißtanne zu raffiniert inszeniertem indirekten Licht sollte es sein. Bei solchen Aufträgen arbeitet Brunner im Grunde wie ein Tischler, aber in den Dimensionen eines Zimmermanns und mit dem Anspruch, an einem überdimensionalen Möbelstück zu arbeiten.

Zimmermann Dach (c) Peter Rigaud

Als Zimmermann, hier bei der Firma Lot Holzbau, arbeitet man in der Werkstatt an der Herstellung von Bauelementen oder auf einer der Baustellen

In Anton Mohrs Werkstatt wird alles realisiert, was man aus Holz herstellen kann

Mohr und seine Leute entwerfen ihre Kollektionen selbst, arbeiten aber auch mit Designern oder Architekten zusammen. In der Werkstatt wird alles realisiert, was man aus Holz herstellen kann: von der Anrichte über Rednerpulte bis hin zu Küchen. „Die Herausforderung ist, schwierige Details immer wieder aufs Neue zu lösen, formal und funktional.“