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Skihuette Der Wolf © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus

Leise Beats am Gipfel

Drei Hütten mit drei Facetten in Lech Zürs am Arlberg

Skihütten Lech Zürs am Arlberg
Vorarlberg Magazin

Lech Zürs am Arlberg

Drei Hütten, drei Konzepte

Natürlich gibt es in Vorarlberg Berghütten, in denen es traditionell gemütlich zugeht. Aber zeitgenössisches Bauen und internationales Flair haben längst auch den Weg zum Gipfel gefunden, etwa in den Bergen rund um Lech.

TEXT: STEFAN NINK

Klare Linie: Der WOLF

Sie stehen einfach da, die beiden, stehen nebeneinander mit ihren Latte-Gläsern in der Hand und können das alles nicht fassen: diesen Schnee, diesen Ausblick, dieses Gefühl von – ja, wie nennt man das eigentlich? „Perfect“, sagt Russ auf Englisch. „So etwas haben wir bei mir zu Hause in Sydney nicht.“ Er muss lachen. Zu Hause gebe es tausend Strände, meint er, aber so ein Panorama? So eine Luft?? Schnee??? Come on! Er lässt sich in einen der roten Sitzsäcke fallen, von denen man weiß, dass man nach drei Stunden auf der Piste nur noch mit fremder Hilfe wieder herauskommt. Und Isabella in den daneben.

Sie stammt aus Montevideo und hat Russ gestern kennengelernt. Am Lift. Dann haben sie hier in der Skihütte Der WOLF am Arlberg etwas getrunken. Und fanden sich ziemlich sympathisch. Jetzt sieht es ganz so aus, als könne das was werden mit ihr aus Uruguay und ihm aus Australien. Aus den Lautsprechern kommt gerade Kalkbrenners Cloud Rider. Perfect, würde Russ sagen. Eine Skihütte ist eine Skihütte ist eine Skihütte: Das war einmal und ist längst nicht mehr so.

Christian Wolf Skihuette Der Wolf © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus
Skihuette Der Wolf © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus

Zeitgenössisches Bauen in den Bergen: Die Skihütte von Christian Wolf (Bild) entwarf der mehrfach preisgekrönte Architekt Bernardo Bader.

Draußen sitzen die Gäste in der Sonne und wippen zu den leisen Beats

Wer heutzutage punkten will bei Skifahrern und Snowboardern, der muss sich etwas einfallen lassen. Christian Wolf hat sich seine Hütte von einem der renommiertesten Architekten Vorarlbergs entwerfen lassen: Der WOLF ist ein schönes Beispiel für Bernardo Baders Fähigkeit, ungewöhnliche Gebäude so in die Natur zu setzen, dass sie trotz aller Designdurchdachtheit so wirken, als seien sie schon immer da gewesen.

Klare Linien, viel Licht, viel helles Holz und eine Einrichtung, deren minimalistische Lässigkeit komplett unaufdringlich wirkt: In so einem Ambiente fühlt sich jeder wohl, ganz egal, ob er aus Australien kommt, aus Deutschland oder aus den Niederlanden. Dabei ist die Hütte vor allem wegen ihrer überschaubaren Größe für viele erste Anlaufstelle, die von Oberlech mit der Petersbodenbahn nach oben kommen.

Der WOLF ist ein Ort zum Wohlfühlen, Plaudern und Zu-sich-Finden.

Und ganz nebenbei erfüllt er eine Funktion, die in vielen Skihütten der Alpen mit der Zeit verloren gegangen ist: Man kann sich ausruhen. Energie tanken. Kraft schöpfen. Selbst drinnen ist das möglich. Auch dann, wenn es proppenvoll ist, ist es nicht wirklich laut. Draußen chillen Snowboarder und Skifahrer auf den Sitzsäcken in der Sonne, wippen mit den Füßen zu leisen Beats aus den Lautsprechern und sehen dabei den Wolken zu, wie der Wind sie über den Horizont schiebt. Ganz allmählich, von rechts nach links.

Skihuette Der Wolf © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus
Skihuette Der Wolf © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus
Skihuette Der Wolf © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus

Der WOLF ist überschaubar groß und wegen des Holzes sehr gemütlich. Auf der Speisekarte stehen heimische und internationale Gerichte

Eine eigene Klasse: Der Schlegelkopf

Aber natürlich geht es auch anders. Komplett anders. Vierhundert Meter weiter hat man ein Stück Metropole auf den Berg gebracht und dadurch zwei Welten miteinander verbunden, die sonst Welten voneinander entfernt sind. Der Schlegelkopf mag sich Bergrestaurant nennen und hoch oben in der Vorarlberger Alpinwelt stehen – mit seinem Interieur und Ambiente würde er aber auch problemlos in einen Skyscraper in Midtown Manhattan passen. Oder in einen Hongkonger Wolkenkratzer. Dann würde man von dort allerdings in ein Häusermeer hinunterblicken. Und nicht in diese grandiose Berggipfelwelt.

Mario Zacares Schlegelkopf Restaurant Bar © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus
Schlegelkopf Restaurant Bar © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus

Das Restaurant an der Bergstation ist so international wie das Publikum in Lech: Mario Zacares etwa macht Sushi – eine Verbeugung vor der Partnerstadt Hakuba-Happo in Japan.

Ist das ein Panorama! Ein Drink an der halbkreisförmigen Bar im Schlegelkopf hat beinahe schon etwas Surreales. Man kann zusehen, wie sich Wolken und Nebel in den Tälern verändern, wie immerzu neue Gebilde entstehen und sich wieder verflüchtigen. Viele Gäste können sich minutenlang nicht losreißen von diesem Anblick, und es gibt Momente, da wird es beinahe andächtig still. Dann scheint man hier oben so sehr über den Dingen zu schweben, dass man sich beinahe fühlt wie in einer anderen Welt.

Die Küche verneigt sich vor den Partnerstädten: Kampen, Hakuba-Happo und Beaver Creek

Dabei kommen die meisten eigentlich wegen der Küche in den Schlegelkopf. Chef Matthias Seidel zelebriert Rezepte aus der Region, verneigt sich an Pfannen und Töpfen aber auch vor Lechs Partnerstädten Hakuba-Happo (Japan), Beaver Creek (Colorado, USA) und Kampen (Sylt). Ist das nicht arg kompliziert, mit den Austern von der Nordsee zum Beispiel? Ach, meint er, kompliziert sei doch nur die Anlieferung der Frischware: „Aber das ist halt so bei einem Bergrestaurant, das nur per Seilbahn zu erreichen ist. Wenn ich Gemüse bestelle, bekomme ich das immer erst am Abend des nächsten Tages. Das setzt Weitblick bei den Bestellungen voraus.“

Alles kein Problem, daran gewöhne man sich, man bleibe trotzdem absolut qualitätsvernarrt. „Unser Sushi-Chef Mario Zacares achtet darauf, dass alles frischer als frisch ist. Der ist unerbittlich streng.“ Das Konzept scheint zu funktionieren. Neulich war der japanische Botschafter da – und hellauf begeistert. Und auf der anderen Seite des Bergs? Wenn man vom Ortsteil Zug hinauffährt? Kommt man auf die Balmalp.

Schlegelkopf Restaurant Bar © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus
Schlegelkopf Restaurant Bar © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus
Sushi Schlegelkopf Restaurant Bar © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus

Von der Terrasse genießt man die freie Sicht auf die Berge

360 Grad atmungsaktiv: Die Balmalp

Seit 16 Jahren betreibt Rudi Walch die Hütte: ein Wirbelwind auf zwei Beinen, der mit dem Skidoo aus dem Weiß der Berge auftaucht und wie aufgezogen in die Dancebeats hineinstürmt. Nach fünf Minuten zwischen zwei Stockwerken und mehreren Räumen hat er mit jedem Mitarbeiter gesprochen und bestimmt jeden dritten Gast begrüßt: Und nebenbei bemerkt, dass einer seiner Barkeeper kaum hinterherkommt mit dem Zapfen. Eine Minute später hilft er hinter dem Tresen aus. Das Team, meint er, sei exakt wie er: „Lässig, gut aussehend und ein bisschen durchgeknallt.“

Rudi Walch Balmalpe Lech © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus
Balmalpe Lech © Dietmar Denger / Vorarlberg Tourismus

Bei schönem Wetter ist die Location einfach unschlagbar. Dann kommen neben den Skifahrern auch viele Ausflugsgäste her – ganz bequem mit der Zugerbergbahn

Der Ausblick ist so atemberaubend wie der Wind, der von den Gipfeln heranweht

„360 Grad atmungsaktiv“ steht auf den Speisekarten der Balmalp, und wer sein Radler auf dem Balkon trinkt, merkt schnell, warum das da aufgedruckt ist: Der Ausblick ist so atemberaubend wie der eisige Wind, der zwischen den Gipfeln heranweht. Die Hütte sitzt exponiert auf dem Kamm; bei Sturm muss der Liftbetrieb gestoppt werden. Dafür ist die Lage bei gutem Wetter unschlagbar – und der Sonnenuntergang ist es auch.

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Impressionen von den 3 Hütten im Video

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Ach ja. Eines haben Hotspots wie die Balmalp, Der WOLF und der Schlegelkopf bei allen Unterschieden gemeinsam: Immer mehr Gäste sind keine Skifahrer – sie kommen des Essens wegen auf den Berg. Wegen der Drinks hoch über den irdischen Dingen. Manchmal auch wegen der Party. Und ganz bestimmt wegen der Aussicht und der Wolken

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Die Region

Lech Zürs & Stuben am Arlberg

Wo das Skifahren seinen Ursprung hat, kann man sich auf beste Qualität verlassen. Gäste aus aller Welt schätzen Lech Zürs am Arlberg, mitten im größten zusammenhängenden Skigebiet Österreichs gelegen. Im Sommer beeindruckt das malerische Dorf mit blühenden Wiesen und anregenden Wegen.

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