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Pfarrhof Tschagguns

Pfarrhof Tschagguns
Pfarrhof Tschagguns
  • Vor der 1884 angesetzten Volksmission predigte er besonders grob. Als Vergeltung und um den Pfarrer los zu werden, haben daraufhin junge Männer eine Bombe durch das Fenster in das an der Gemeindestraße gelegene Pfarrhaus geworfen. Durch die Explosion wurden Fußböden und Täfel aufgerissen, das Mobiliar zerstört und der Pfarrhund unter dem Schreibtisch getötet. Die Schwester des Pfarrers wurde im Obergeschoss aus dem Bett geschleudert. Der Pfarrer blieb in seinem Schlafzimmer unverletzt. Die Täter flüchteten nach Amerika. Diese wird durch Aufzeichnungen im Gendarmerieprotokoll des Postens Schruns vom 18. Jänner und durch Mitteilungen im Vorarlberger Volksblatt im Jänner und Juni 1884 bestätigt und ergänzt. Das Gendarmerieprotokoll hält sachlich fest, dass auf den Pfarrhof in Tschagguns wegen „Unbeliebtheit des damaligen Pfarrers Martin Haltmaier und verschiedenen Differenzen in der Gemeinde“ ein Attentat verübt wurde. Eine in die Wohnstube geworfene Dynamitpatrone demolierte das Wohnzimmer und seine Einrichtung. Durch eine Ehrenbeleidigungsklage wurde der Anschlag 1897 aufgedeckt. Die Angelegenheit war zum Zeitpunkt der Aufdeckung verjährt, die Attentäter blieben daher straflos, einer von ihnen ist nach Amerika ausgewandert. Ein Schlaglicht auf die Situation in Tschagguns 1884 aus Sicht der Kirche werfen die Mitteilungen im Vorarlberger Volksblatt. Der Korrespondent berichtet über „gräuliche Zustände in Tschagguns“, die an „russische und ungemüthliche Wiener Zustände“ (mit „förmlichen Menschenschlächtereien“) gemahnen. „Dieses in Vorarlberg unerhörte Attentat auf einen pflichtgetreuen Seelsorgepriester“ habe nur „durch den Finger Gottes nicht zum Tode des Pfarrers und seiner Schwester geführt“. Nach diesem Bericht wurde die Bombe an einer Stange durch das Fenster ins Pfarrhaus geschoben. Die Zerstörungen werden ausführlich wie im Kurzbericht der Gendarmerie dargestellt. In einer weiteren Zeitungsmeldung wird ergänzend über das „ruchlose Attentat“ berichtet, auf den Grund der „schändlichen Tath“ eingegangen und die Verwüstungen nochmals aufgezählt. Die Absicht sei gewesen, die für die nächsten Tage angesetzte Volksmission – die Missionare reisten am Folgetag nach besonders ergiebiger und herzergreifend bei den frommen Menschen in Silbertal abgeschlossener Mission an – zu verhindern. „Es sollte aller Welt bekannt werden, dass Tschagguns ein Kleinrussland, das Heim von Meuchelmördern sei und niemand, am wenigsten die Volksmissionäre, ihnen das beladenene Gewissen aufrütteln könnten“. Laut Mitteilung im Vorarlberger Volksblatt 4. Juni 1884 haben die Attentäter ihr Ziel erreicht, Pfarrer Haltmaier und seine Schwester verließen Tschagguns und suchten eine weniger gefährliche Pfarre.

    Das Attentat von 1884 zeigt wie andere Angriffe auf Leib und Leben von Seelsorgern im Montafon im Laufe der Jahrhunderte, dass es die Seelenhirten im Tale Montafon auch schon früher nicht immer einfach hatten.

     

    Präsentiert von: Amt der Vorarlberger Landesregierung - Kultur
    Autor: Montafoner Museen

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    von Bludenz über B188


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