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Bruaderhüsli

Hochdeutsch: Die Sage „Das Bruaderhüsli“ erzählt von Hertha Glück auf Hochdeutsch ...
Dialekt: Die Sage „Das Bruaderhüsli“ erzählt von Hertha Glück im Dialekt ...
Bruderhüsli im Dalaaser Wald
Bruderhüsli
Bruderhüsli mit Hauszeichen

Factbox

  • Das Bruderhüsli

    Wirklichkeit oder Sage

    Hier findest Du die Sage erzählt von Hertha Glück im Dialekt und auf Hochdeutsch

     

    Mit der Geschichte des Kristbergs und des Agathakirchleins aufs engste verbunden ist das Bruderhüsli.

    Steigt man von der Höhe des Kristbergsattels ein paar Minuten in Richtung Dalaas ab, so gelangt man zu einer einsamen Waldkapelle – dem „Bruderhüsli“. Hier lebte im ausgehenden 15. Jahrhundert der Waldbruder Joss (Jodok) Erhard. Da in einer Urkunde auch seine Frau Anna erwähnt wird, ist anzunehmen, daß der Einsiedler (auch Frater genannt) nach dem Beispiel des Bruders Klaus von der in der Schweiz das eheliche Zusammenleben mit Zustimmung seiner Frau aufgab, um Gott in der Einsamkeit zu dienen. Er baute sich auf der waldigen Höhe eine Klause und eine Kapelle zum Heiligen Geist.

    Dieser Waldbruder lebte in engem Kontakt mit den zu beiden Seiten des Kristbergsattels arbeitenden Bergleuten. An seiner Klause vorbei führte der wichtige Verbindungsweg vom Kristberg hinab ins Klostertal.

    Auch nach der Bergbauzeit behielt dieser Weg für die Silbertaler und besonders für die Bewohner des Kristbergs seine Wichtigkeit. In einer Urkunde wird erwähnt, daß der Mesner zu St. Agatha auf dem Kristberg von der Gemeinde Silbertal den Auftrag hatte, für die Erhaltung dieses Weges zu sorgen. Erst als 1840 aus dem Tal eine Straße nach Schruns gebaut wurde, verlor der Weg an Bedeutung. Es herrscht also reges Leben um die Klause des Einsiedlers Joss Erhard. Gar mancher Bedrückte hat seine körperlichen und seelischen Nöte zu ihm getragen und Rat und Hilfe geholt. Der Einsiedler übte einen großen Einfluß auf das religiöse Leben der Bergleute aus. Er war der Mitbegründer und Hauptstifter der berühmt gewordenen Dreifaltigkeits-Bruderschaft auf dem Kristberg. Diese Bruderschaft mußte eine sehr große Mitgliederzahl im ganzen Bergbaubezirk gehabt haben, denn aus einer Denkschrift geht hervor, daß vor etwa 350 Jahre allein aus dieser  Vereinigung 400 Mitglieder an der Pest starben.

    Gegründet wurde obgenannte Bruderschaft im Jahre 1493 am Montag nach dem Dreifaltigkeits-Sonntag. Auf Antrag des Pfarrers Jodok Greber im Silberberg, des Pfarrers Johann Spitzennagel in St. Gallenkirchen, des Fraters Jodok (Joss) Erhard und seiner Frau Anna sowie anderer Mitbürger und Mitschwestern bestätigte Bischof Heinrich von Chur am 21. November 1500 diese Bruderschaft.

    In Rücksicht auf diese Bruderschaft erteilten 24 römische Kardinäle im Jahre 1500 der “ Capella St. Agatha zu Kristberg“ einen Ablaß von 100 Tagen an die Gläubigen, die nach reumütiger Beicht diese Kirche besuchten.

    Auf Betreiben der Bruderschaft wurde im Jahre 1501 an der Agathakirche eine eigene Kaplanei gestiftet. Die Kaplanei unterstand dem jeweiligen Pfarrherrn von Silbertal. Der Kaplan war verpflichtet, wöchentlich einmal in der Kapelle des Heiligen Geistes im Wald, also bei der Klause des Einsiedlers Joss Erhard, eine Messe zu lesen.

    In seinem Testament aus dem Jahre 1495 erklärt Bruder Joss Erhard aus Dalaas, wohnhaft auf Kristberg:

     

    „Er habe zur Ehre Gottes und Mariens und zum Seelenheil seiner Vorderen und Nachkommen und aller jener, die ihm je Gutes getan, auf Kristberg im Wald ein „Capellin“ und ein „Hüsli“ gebaut und wolle hier bleiben und Gott dienen.

     

    Weil ihm nun die lieben Brüder auf Kristberg zu St. Agatha, genannt die Bruderschaft der heiligen Dreifaltigkeit, so daselbst angefangen ist, so zu solchem Bau, auch zu Gottesgezierde, die darin sind, merklich geholfen und milde Steuer und Handreichung daran gegeben, in Hoffnung, daß das löbliche Amt der heiligen Messe daselbst vollbracht sollte werden, so testiere und verordne, verschaffe und vermache er auf seinen Todesfall und, wenn niemand mehr im Wald in seinem Häuslein leben und da Gott in solcher Gestalt wie er dienen wolle, das Häuslein und alle Gottesgezierden im „Capellin“ – es seinen Kelch, Brüder, Meßgewand, Glöcklein, Tafeln und andere Zierden – was da noch vorhanden, da die genannte Bruderschaft, die es nach Belieben gebrauchen könnte“.

     Der Waldbruder Joss Erhart hatte anscheinend keinen Nachfolger. Mit dem Niedergang des Bergbaues ist auch das Wissen um das Wirken dieses Mannes aus dem Gedankengut der Bevölkerung von Silbertal und Dalaas entschwunden. Kapelle und Klause fielen dem Zahn  der Zeit zum Opfer. Heute sind nur noch kärgliche Reste von Grundmauern vorhanden, und auch sie sind überwuchert von Moosen und Farnen.

    Vor etwa 150 Jahren hat ein Pfarrherr aus Silbertal dieses Testament entdeckt und, vom Inhalt der Schrift bewegt, dem Andenken des Einsiedlers in der Nähe der früheren Klause eine Kapelle bauen lassen.

    Diese Kapelle heißt im Volksmund „Das Bruderhüsli“. Die Bewohner der Umgebung haben um diese Kapelle eine eigene Sage gesponnen.

     

    Die Sage vom Bruderhüsli

     Vor vielen Jahren lebte in Lech auf dem Tannberg ein biederer Bauersmann. Dem wurde eines Tages ein Knäblein geboren. Dieses war aber tot zur Welt gekommen und konnte nicht mehr getauft werden. Da schickte der Bauer seinen Knecht mit dem toten Kind nach Schruns, er solle es dort auf den Altar des Heiligen Jodok legen, und wenn nach andächtigem Gebet vorübergehend das Leben in die entseelte Hülle zurückkehren würde, durch den dortigen Pfarrherrn taufen lassen.

    Dem Knecht wurde der Weg zu weit. Vielleicht sah er die ganze Sache als Aberglauben an. Er begrub jedenfalls das Kind im Dalaaser Wald in der Nähe des Kristbergsattels. Hierauf kehrte er nach Lech zurück und meldete seinem Herrn, das Kind sei getauft und in Schruns begraben worden.

     Nach ein paar Jahren gebar die Frau des Bauern wieder einen toten Knaben. Diesmal machte sich der Bauer selber mit dem toten Kind auf den Weg nach Schruns. In der Nähe des Kristbergsattels rastet er und „marendete“ etwas. Als er wieder aufbrechen wollte, hörte er auf einmal ein klägliches Stimmlein rufen:

                  „Ätti, nümm mi o mit!“ (Vater, nimm mich auch mit!).

    Die Stimme schien aus der Erde zu kommen. Der Bauer grub nach und fand voll Entsetzen die unversehrte Leiche eines Kindes. An einem Muttermal erkannte er das Kind als sein eigenes. Er machte sich nun mit beiden Leichnam auf nach Schruns. Dort ging sein heißer Wunsch in Erfüllung. Er konnte beide Kinder taufen lassen und sie dann der geweihten Erde übergeben.

     Zur dankbaren Erinnerung an diese Begebenheit ließ der Tannberger an der Stelle, wo er den Leichnam seines Kindes ausgegraben hatte, eine Kapelle erbauen. Diese Kapelle heißt heute noch das „Bruderhüsli“.

     

    Präsentiert von: Montafon Tourismus GmbH
    Autor: Niclas Bösch

  • Öffentliche Verkehrsmittel:

    Zum Bruaderhüsli kommst Du über den Sagenwanderweg.

    Anfahrt:

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