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Hypomeeting Götzis(c)Fisquet
Hyomeeting

Mittendrin statt nur dabei

400 Helfer beim Hypomeeting Götzis - 100 % ehrenamtlich

Physiotherapeut Matthias Thurnher gehört seit 1997 zu den Helfern. Gleich zu Beginn behandelte er die Britin Denise Lewis, die den Wettkampf gewann. Olympiasieger Brian Clay (USA) nahm ebenso Thurnhers Dienste in Anspruch. „Aber es sind nicht nur die großen Namen, die ich gerne betreut habe, sondern auch viele junge Athleten und Athletinnen aus den verschiedensten Nationen, die sich keine eigenen Therapeuten leisten konnten“, erzählt Thurnher. „Das Schöne an ihnen ist, dass sie keine Starallüren haben. Man kann es sich wie eine große Familie vorstellen“. Während des Wettkampfs seien die Sportler natürlich fokussiert und daher etwas wortkarg. „Doch danach kommt es oft zu netten Unterhaltungen, vor allem, wenn sie seit einigen Jahren hier am Start sind und man sich bereits besser kennt.“

Unvergessliches Erlebnis
Nach dem emotionalen Höhepunkt im Mösle-Stadion gefragt, fällt ihm die Antwort leicht: der Weltrekord von Roman Sebrle im Jahr 2001. Dem Tschechen gelang es in Vorarlberg als erstem Zehnkämpfer, mehr als 9.000 Punkte zu sammeln – eine Marke, an der sich viele seiner Vorgänger wie Tomáš Dvořák, Erki Nool oder Daley Thompson die Zähne ausgebissen hatten.

„Bei der letzten Disziplin, dem 1.500-Meter-Lauf, musste Sebrle eine Spitzenzeit laufen, um den Weltrekord zu schaffen“, erinnert sich Thurnher. „Diese Spannung in diesen viereinhalb Minuten im Stadion und der Jubel, als beim Einlauf der Weltrekord aufleuchtete: Da läuft es mir heute noch kalt den Rücken hinunter.“ Ähnlich unvergesslich war dieser Tag für Michael Riedmann: „Ein Wahnsinn. Ich war damals als Kampfrichter mit dabei und habe Roman Sebrle bei einigen Bestleistungen aus der Nähe zugeschaut.“ Der 45-Jährige bestreitet seit vielen Jahren selbst Leichtathletik-Wettkämpfe und kann daher die Leistungen sehr gut einschätzen. Er ist beim Hochsprung, Kugelstoßen und Weitsprung der Frauen im Einsatz: „Ich bin der Mann mit den ‚Fahnen’, der entscheidet, ob die Versuche gültig sind oder nicht und verteile die anderen Aufgaben an die Kampfrichter in meiner Truppe.“

„Leidenschaft für eine Idee“
Dieses Ehrenamt übernimmt er gerne, um hautnah die Weltspitze der Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer in Vorarlberg zu erleben. „Außerdem haben wir in unserem Kampfgericht eine super Truppe und freuen uns jedes Jahr wieder auf das gemeinsame Wochenende.“ Konrad Lerch, OK-Präsident zwischen 1975 und 2010, schätzt das große freiwillige Engagement der rund 400 Helfer so ein: „Für mich steckt dahinter die Leidenschaft für eine Idee: Jeder weiß, dass er ein wichtiges Zahnrad im großen Ganzen ist.“ In einem Maturaprojekt erhoben zwei Schüler der HAK Bezau im Jahr 2014, dass über 20.000 ehrenamtliche Stunden für die Organisation eines einzelnen Meetings aufgewendet werden. Daraus errechneten sie fiktive Personalkosten von 600.000 Euro – ein Wert, der um 50.000 Euro über dem Gesamtbudget des Meetings 2017 liegt.

Götzis begeistert
Matthias Thurnher kennt keine andere Sportveranstaltung in Vorarlberg, bei der „eine so tolle und familiäre Atmosphäre vom Organisationsteam bis zum Würstchengriller herrscht“. „Wir Vorarlberger zeigen mit dieser Veranstaltung, dass wir auch große Veranstaltungen perfekt organisieren können. Es ist jedes Jahr wieder schön zu sehen, wie groß die Begeisterung von Helfern, Zuschauern und Athleten ist“, sagt Michael Riedmann, „das OK und die vielen freiwilligen Helfer sind mit vollem Engagement und Herzblut dabei. Das spüren auch die Athleten.“

Und sie genießen diese besondere Atmosphäre über ihre aktive Karriere hinaus: Einige frühere Top-Mehrkämpfer wie Jürgen Hingsen, Guido Kratschmer oder Jane Frederick kommen immer wieder Ende Mai nach Vorarlberg, um ihre Nachfolger live zu erleben – und dazu viele strahlende Gesichter bei Besuchern und Helfern.